Und wieder sind von der Coursing-Europameisterschaft neue Rekorde zu vermelden.
So waren bei dem diesjährigen Wettbewerb im holländischen Oirschot, einige Kilometer
westlich von Eindhoven, in den einzelnen Rassen insgesamt 697 Hunde gemeldet, ohne
Reserve-Starter. Mit diesen zusammen, noch einmal 140 Windhunde, wurde die Teilnehmerzahl
erstmals weit über die Grenze von 800 Hunden hochgeschraubt, bei insgesamt 17 europäischen
Nationen. Also noch ein Mal ein deutliches Plus von über zehn Prozent gegenüber
der Vorjahresveranstaltung im französischen Chardonnay. Wo soll diese Entwicklung
hinführen? Wer kann allen diesen Teilnehmern noch Platz bieten? Und wer kann überhaupt
noch die Gewähr für einen geordneten Ablauf bei solchen Mammut-Veranstaltungen übernehmen?
© Marina Franz
Die niederländischen Ausrichter waren jedenfalls etwas überfordert. Denn hier zog
sich die Siegerehrung, zu der erst nach 22 Uhr aufgerufen worden war, am Samstag,
dem ersten Wettbewerbstag, bei strömendem Regen bis deutlich nach Mitternacht hin.
Eine Zumutung für alle Teilnehmer, natürlich auch für jenen Teil der Funktionäre,
die nichts für dieses Chaos konnten. Zumal es keine Beleuchtung gab und die Szenerie
von den Scheinwerfern dreier Autos nur spärlich beleuchtet war.
Doch in Oirschot auf dem Landgut Baest, auf dessen Terrain die Windhund-Wettbewerbe
ausgetragen wurden, gab es auch sehr positive Eindrücke. So merkte man auf den drei
Parcours, die bei jeweils einem Kilometer Länge auf drei flachen Wiesen ausgesteckt
waren, von dem organisatorischen Chaos zunächst einmal gar nichts. Hier klappte
alles wie am Schnürchen: kaum Seilrisse, schnelle Auslegung des Hasen, zügige Abwicklung
der Läufe. Hier hat das Zuschauen Spass gemacht, zumal bei den Läufen sehr schnell
deutlich wurde, welcher Hund mit ganzem Herzen bei der Sache war.
© Marina Franz
In dem grosszügig markierten Gelände wechselten sich lange Geraden mit engen Kurven
ab, eine Herausforderung der höheren Kategorie, die am Ende nur die konditionsstarken
Hunde gut aussehen liess. Das fiel vor allem beim Abschluss des zweiten Durchgangs
auf, den viele Hunde, die sich am Vormittag im vorderen Drittel des Teilnehmerfeldes
platzieren konnten, nicht mehr in langen, kraftvollen Sätzen, sondern in müdem Trab
beendeten. Dafür kamen Konkurrenten nach vorne, die erst auf dem zweiten Kilometer
des Wettbewerbs ihre physischen Qualitäten voll zur Geltung bringen konnten. Schön
auch zu sehen, dass viele Zuschauer besonders gelungene Läufe der Titelaspiranten
mit vernehmlichem Beifall bedachten.
Leider war für die Richter im Parcours kein Schutz vor dem starken Regen vorgesehen,
so dass die Bewertungslisten klatschnass und kaum noch leserlich beim Sekretariat
abgeliefert wurden. Auf diese Art wurden die letzten Wertungsläufe erst um 21 Uhr
abgeschlossen, weshalb an eine Siegerehrung vor 22 Uhr gar nicht zu denken war.
Am zweiten Tag wartete man im Sekretariat die Meldungen der Equipechefs ab, die
einen präzisen Überblick über die startbereiten Hunde lieferten. Dadurch konnten
die Starterlisten wesentlich früher fertiggestellt werden. Auch an diesem Tag wurden
von den Hunden spannende Läufe geboten und so endete diese Europameisterschaft doch
noch positiv.
Jedenfalls haben die ausrichtenden Vereine, die Osse Windhonden-Ren-Vereniging't
Haasje (OWRV), die Windhonden-Vereniging Coursing Nienoord/Leek (WVCNL) sowie der
Windhund Rennverein Amsterdam (WAR) eine sehr gute Arbeit verrichtet.
© Marina Franz
Insofern bleiben von der Europameisterschaft in Oirschot zwei völlig konträre Eindrücke
zurück. Einerseits eine sehr saubere Abwicklung des Wettbewerbs auf den drei Parcours
bei nachvollziehbaren Bewertungen der Hunde. Andererseits war es deprimierend, einige
schlimme Fehlleistungen der Organisation hinzunehmen. Daraus müssen wir alle lernen,
die in Zukunft eine solche europäische Meisterschaft ausrichten wollen.
© Marina Franz
Von Gerhard Franz