Hier kommt die 5. Ausgabe des FCI-Newsletters, wenn auch etwas später als gewöhnlich. Doch da die 6. Ausgabe auch bereits in Arbeit ist und bald herauskommen wird, werden wir Ihnen wie versprochen sechs Ausgaben pro Jahr liefern können. Gemeinsam mit meinen Kollegen Marie Luna Duran und Yves De Clercq haben wir hart daran gearbeitet, um Sie regelmässig auf dem Laufenden zu halten, was in der Welt der FCI vor sich geht. Als ob der Start eines Newsletters nicht schon genug wäre, galt es zudem, die Feierlichkeiten für das hundertjährige FCI-Jubiläum zu organisieren, deren Höhepunkte in der FCI-Jubiläumsausstellung Champion of Champions und den kürzlich in Brüssel abgehaltenen kynologischen Tagen (Cynological Days) bestanden. In der nächsten Ausgabe werden wir uns ausschliesslich auf dieses Ereignis konzentrieren, mit einem ausführlichen Bericht und vielen Fotos...

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Karl DONVIL
Mitglied des Redaktionsteams der FCI-Newsletter
Coursing-EM 2011 in Oirschot: Ein Championat mit Hindernissen

Und wieder sind von der Coursing-Europameisterschaft neue Rekorde zu vermelden.
So waren bei dem diesjährigen Wettbewerb im holländischen Oirschot, einige Kilometer westlich von Eindhoven, in den einzelnen Rassen insgesamt 697 Hunde gemeldet, ohne Reserve-Starter. Mit diesen zusammen, noch einmal 140 Windhunde, wurde die Teilnehmerzahl erstmals weit über die Grenze von 800 Hunden hochgeschraubt, bei insgesamt 17 europäischen Nationen. Also noch ein Mal ein deutliches Plus von über zehn Prozent gegenüber der Vorjahresveranstaltung im französischen Chardonnay. Wo soll diese Entwicklung hinführen? Wer kann allen diesen Teilnehmern noch Platz bieten? Und wer kann überhaupt noch die Gewähr für einen geordneten Ablauf bei solchen Mammut-Veranstaltungen übernehmen?

© Marina Franz

Die niederländischen Ausrichter waren jedenfalls etwas überfordert. Denn hier zog sich die Siegerehrung, zu der erst nach 22 Uhr aufgerufen worden war, am Samstag, dem ersten Wettbewerbstag, bei strömendem Regen bis deutlich nach Mitternacht hin. Eine Zumutung für alle Teilnehmer, natürlich auch für jenen Teil der Funktionäre, die nichts für dieses Chaos konnten. Zumal es keine Beleuchtung gab und die Szenerie von den Scheinwerfern dreier Autos nur spärlich beleuchtet war.

Doch in Oirschot auf dem Landgut Baest, auf dessen Terrain die Windhund-Wettbewerbe ausgetragen wurden, gab es auch sehr positive Eindrücke. So merkte man auf den drei Parcours, die bei jeweils einem Kilometer Länge auf drei flachen Wiesen ausgesteckt waren, von dem organisatorischen Chaos zunächst einmal gar nichts. Hier klappte alles wie am Schnürchen: kaum Seilrisse, schnelle Auslegung des Hasen, zügige Abwicklung der Läufe. Hier hat das Zuschauen Spass gemacht, zumal bei den Läufen sehr schnell deutlich wurde, welcher Hund mit ganzem Herzen bei der Sache war.

© Marina Franz

In dem grosszügig markierten Gelände wechselten sich lange Geraden mit engen Kurven ab, eine Herausforderung der höheren Kategorie, die am Ende nur die konditionsstarken Hunde gut aussehen liess. Das fiel vor allem beim Abschluss des zweiten Durchgangs auf, den viele Hunde, die sich am Vormittag im vorderen Drittel des Teilnehmerfeldes platzieren konnten, nicht mehr in langen, kraftvollen Sätzen, sondern in müdem Trab beendeten. Dafür kamen Konkurrenten nach vorne, die erst auf dem zweiten Kilometer des Wettbewerbs ihre physischen Qualitäten voll zur Geltung bringen konnten. Schön auch zu sehen, dass viele Zuschauer besonders gelungene Läufe der Titelaspiranten mit vernehmlichem Beifall bedachten.

Leider war für die Richter im Parcours kein Schutz vor dem starken Regen vorgesehen, so dass die Bewertungslisten klatschnass und kaum noch leserlich beim Sekretariat abgeliefert wurden. Auf diese Art wurden die letzten Wertungsläufe erst um 21 Uhr abgeschlossen, weshalb an eine Siegerehrung vor 22 Uhr gar nicht zu denken war.

Am zweiten Tag wartete man im Sekretariat die Meldungen der Equipechefs ab, die einen präzisen Überblick über die startbereiten Hunde lieferten. Dadurch konnten die Starterlisten wesentlich früher fertiggestellt werden. Auch an diesem Tag wurden von den Hunden spannende Läufe geboten und so endete diese Europameisterschaft doch noch positiv.

Jedenfalls haben die ausrichtenden Vereine, die Osse Windhonden-Ren-Vereniging't Haasje (OWRV), die Windhonden-Vereniging Coursing Nienoord/Leek (WVCNL) sowie der Windhund Rennverein Amsterdam (WAR) eine sehr gute Arbeit verrichtet.

© Marina Franz

Insofern bleiben von der Europameisterschaft in Oirschot zwei völlig konträre Eindrücke zurück. Einerseits eine sehr saubere Abwicklung des Wettbewerbs auf den drei Parcours bei nachvollziehbaren Bewertungen der Hunde. Andererseits war es deprimierend, einige schlimme Fehlleistungen der Organisation hinzunehmen. Daraus müssen wir alle lernen, die in Zukunft eine solche europäische Meisterschaft ausrichten wollen.

© Marina Franz

Von Gerhard Franz