596 Tote, 4.152 Verletzte und 188 lebend aus den Trümmern Gerettete. Das sind die
offiziellen Zahlen der UNO zum Erdbeben in Van, Türkei. 17 Überlebende wurden von
AKUT-Rettungshunden gefunden. AKUT ist ein Mitgliedsverband der Internationalen
Rettungshundeorganisation IRO.
Am Sonntag, dem 23. Oktober ereignete sich um 01.41 Uhr Ortszeit in der östlichen
Türkei nahe der iranischen Grenze ein Erdbeben der Stärke 7,2 (Richterskala). Exakt
30 Minuten später, nämlich um 02.11 Uhr, erhielt Hasan Eray Doğan, der Leiter des
Rettungshunde-Suchteams „Ankara Team K9 Search Dog Unit“ der Such- und Rettungsorganisation
AKUT eine SMS mit der Meldung: „Erdbeben in der Region Van!“.
© AKUT/IRO
Sofort wurden die ersten Notfallteams zusammengestellt. 21 Helfer der Rettungsorganisation
AKUT begaben sich per Bus von Bingöl aus (etwa 350 km von Van entfernt) ohne Rettungshunde
auf den Weg. Gleichzeitig fanden sich weitere AKUT-Rettungsteams am Flughafen von
Ankara ein, darunter 3 Rettungshundeteams. Später flogen noch zwei andere Rettungshundeteams
nach Van.
Um 03.00 Uhr Ortszeit (am 24. Oktober) trafen die ersten Hunde in Van ein und wurden
nach einer ersten Koordinationssitzung ins Epizentrum des Erdbebens nach Ercis gebracht.
Es herrschte klares Wetter mit Temperaturen von 2 - 3 Grad Celsius, als die drei
AKUT-Rettungshundeteams mit der Suche begannen. Leider konnten sie in den ersten
Stunden keine Erfolge verzeichnen. Der erste positive Bericht ging um die Mittagszeit
ein: „Bereits sechs Überlebende gefunden und geborgen!“
Wegen technischer Kommunikationsprobleme gab es zu dem Zeitpunkt keine Nachrichten
der AKUT-Rettungshundeteams aus Istanbul, die mit zwei Border Collies operierten.
Sie waren anderen Teams zum Helfen in einer anderen Region zugeteilt.
In Ercis setzte Hasan Eray Doğan mit seinem 5½ Jahre alten Deutschen Schäferhund
„Ruina“ die Suche fort. Ruina ist der erste Hund in der Türkei, der die Rettungshundeprüfung
der Kategorie „B“ der Internationalen Rettungshundeorganisation IRO abgelegt hat.
© AKUT/IRO
Dog Kömür
Der sechsjährige Mischlingshund „Kömür“ des Tierarztes Tarkan Özvardar hat bereits
internationale Bekanntheit erworben. Tarkan Özvadar holte den herrenlosen Strassenhund
aus einem türkischen Tierasyl und bildete ihn zum Rettungshund mit IRO-Prüfung aus.
Dieser Werdegang vom Streuner zum Rettungshund wurde auf der „7. Internationalen
Arbeitshundekonferenz 2011“ in Sun City, Südafrika, zum Thema einer Präsentation
gemacht.
Bei dem dritten, in Ercis eingesetzten Hund des AKUT-Teams aus Ankara, handelt es
sich um einen fünfjährigen Golden Retriever. Sein Name ist „Cilek“, was „Erdbeere“
bedeutet. Cilek wurde von Mehmet Sülükcü geführt.
© AKUT/IRO
Dog Cilek
Während immer mehr Such- und Rettungsteams auf dem Luftweg in Van eintrafen (darunter
13 weitere türkische Rettungshundeteams), setzten die drei AKUT-Rettungshunde ihre
Suche auch fort, als Regenfall einsetzte. Später verwandelte sich der Regen in leichten
Schnee. Ihre Suchtätigkeit dauerte vier Tage und Nächte, insgesamt also 98 Stunden.
In dieser Zeit suchten sie an 60 verschiedenen Plätzen und fanden 14 Personen, die
lebend gerettet werden konnten. Sie fanden noch drei weitere Opfer, die von anderen
Teams geborgen wurden. Die Rettungshunde fanden auch 11 Personen, die leider schon
tot waren.
Wenn man die Bilder sieht und die Berichte hört, scheint es ein Wunder zu sein,
dass unter diesen extremen Umständen kein einziger Hund verletzt wurde. Dazu Hasan
Eray Doğan: „Überall in den Trümmern waren Glasscherben und viele Nägel. Aber glücklicherweise
gab es keine Unfälle.“
Info-Box
Die Internationale Rettungshundeorganisation
Bei der internationalen Rettungshundeorganisation IRO (International Rescue Dog
Organisation) handelt es sich um eine eingetragene Gesellschaft ohne Gewinnzweck,
die 1993 gegründet wurde. Die Mitglieder der IRO sind 110 nationale Organisationen
in 38 Ländern der Welt (wie AKUT in der Türkei).
Die erklärte Zielsetzung der IRO ist das Retten von Menschenleben durch Teams hochausgebildeter
Rettungshunde.
Die IRO-Rettungshundeteams werden für internationale Einsätze ins Ausland geschickt.
Dies erfolgt in loser Zusammenarbeit mit den beiden UN-Organisationen OCHA (Office
for the Coordination of Humanitarian Affairs / Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung
der humanitären Hilfe) und INSARAG (International Search and Rescue Advisory Group).
Die internationalen Einsätze finden stets zusammen mit anderen zertifizierten Such-
und Rettungsteams statt.
Paul Cech
IRO-Press
Fotos: AKUT/IRO