Hier kommt die 5. Ausgabe des FCI-Newsletters, wenn auch etwas später als gewöhnlich. Doch da die 6. Ausgabe auch bereits in Arbeit ist und bald herauskommen wird, werden wir Ihnen wie versprochen sechs Ausgaben pro Jahr liefern können. Gemeinsam mit meinen Kollegen Marie Luna Duran und Yves De Clercq haben wir hart daran gearbeitet, um Sie regelmässig auf dem Laufenden zu halten, was in der Welt der FCI vor sich geht. Als ob der Start eines Newsletters nicht schon genug wäre, galt es zudem, die Feierlichkeiten für das hundertjährige FCI-Jubiläum zu organisieren, deren Höhepunkte in der FCI-Jubiläumsausstellung Champion of Champions und den kürzlich in Brüssel abgehaltenen kynologischen Tagen (Cynological Days) bestanden. In der nächsten Ausgabe werden wir uns ausschliesslich auf dieses Ereignis konzentrieren, mit einem ausführlichen Bericht und vielen Fotos...

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Karl DONVIL
Mitglied des Redaktionsteams der FCI-Newsletter
Erdbeben in der Türkei

596 Tote, 4.152 Verletzte und 188 lebend aus den Trümmern Gerettete. Das sind die offiziellen Zahlen der UNO zum Erdbeben in Van, Türkei. 17 Überlebende wurden von AKUT-Rettungshunden gefunden. AKUT ist ein Mitgliedsverband der Internationalen Rettungshundeorganisation IRO.

Am Sonntag, dem 23. Oktober ereignete sich um 01.41 Uhr Ortszeit in der östlichen Türkei nahe der iranischen Grenze ein Erdbeben der Stärke 7,2 (Richterskala). Exakt 30 Minuten später, nämlich um 02.11 Uhr, erhielt Hasan Eray Doğan, der Leiter des Rettungshunde-Suchteams „Ankara Team K9 Search Dog Unit“ der Such- und Rettungsorganisation AKUT eine SMS mit der Meldung: „Erdbeben in der Region Van!“.

© AKUT/IRO

Sofort wurden die ersten Notfallteams zusammengestellt. 21 Helfer der Rettungsorganisation AKUT begaben sich per Bus von Bingöl aus (etwa 350 km von Van entfernt) ohne Rettungshunde auf den Weg. Gleichzeitig fanden sich weitere AKUT-Rettungsteams am Flughafen von Ankara ein, darunter 3 Rettungshundeteams. Später flogen noch zwei andere Rettungshundeteams nach Van.

Um 03.00 Uhr Ortszeit (am 24. Oktober) trafen die ersten Hunde in Van ein und wurden nach einer ersten Koordinationssitzung ins Epizentrum des Erdbebens nach Ercis gebracht.

Es herrschte klares Wetter mit Temperaturen von 2 - 3 Grad Celsius, als die drei AKUT-Rettungshundeteams mit der Suche begannen. Leider konnten sie in den ersten Stunden keine Erfolge verzeichnen. Der erste positive Bericht ging um die Mittagszeit ein: „Bereits sechs Überlebende gefunden und geborgen!“

Wegen technischer Kommunikationsprobleme gab es zu dem Zeitpunkt keine Nachrichten der AKUT-Rettungshundeteams aus Istanbul, die mit zwei Border Collies operierten. Sie waren anderen Teams zum Helfen in einer anderen Region zugeteilt.

In Ercis setzte Hasan Eray Doğan mit seinem 5½ Jahre alten Deutschen Schäferhund „Ruina“ die Suche fort. Ruina ist der erste Hund in der Türkei, der die Rettungshundeprüfung der Kategorie „B“ der Internationalen Rettungshundeorganisation IRO abgelegt hat.

© AKUT/IRO
Dog Kömür

Der sechsjährige Mischlingshund „Kömür“ des Tierarztes Tarkan Özvardar hat bereits internationale Bekanntheit erworben. Tarkan Özvadar holte den herrenlosen Strassenhund aus einem türkischen Tierasyl und bildete ihn zum Rettungshund mit IRO-Prüfung aus. Dieser Werdegang vom Streuner zum Rettungshund wurde auf der „7. Internationalen Arbeitshundekonferenz 2011“ in Sun City, Südafrika, zum Thema einer Präsentation gemacht.

Bei dem dritten, in Ercis eingesetzten Hund des AKUT-Teams aus Ankara, handelt es sich um einen fünfjährigen Golden Retriever. Sein Name ist „Cilek“, was „Erdbeere“ bedeutet. Cilek wurde von Mehmet Sülükcü geführt.

© AKUT/IRO
Dog Cilek

Während immer mehr Such- und Rettungsteams auf dem Luftweg in Van eintrafen (darunter 13 weitere türkische Rettungshundeteams), setzten die drei AKUT-Rettungshunde ihre Suche auch fort, als Regenfall einsetzte. Später verwandelte sich der Regen in leichten Schnee. Ihre Suchtätigkeit dauerte vier Tage und Nächte, insgesamt also 98 Stunden.

In dieser Zeit suchten sie an 60 verschiedenen Plätzen und fanden 14 Personen, die lebend gerettet werden konnten. Sie fanden noch drei weitere Opfer, die von anderen Teams geborgen wurden. Die Rettungshunde fanden auch 11 Personen, die leider schon tot waren.

Wenn man die Bilder sieht und die Berichte hört, scheint es ein Wunder zu sein, dass unter diesen extremen Umständen kein einziger Hund verletzt wurde. Dazu Hasan Eray Doğan: „Überall in den Trümmern waren Glasscherben und viele Nägel. Aber glücklicherweise gab es keine Unfälle.“

Info-Box
Die Internationale Rettungshundeorganisation

Bei der internationalen Rettungshundeorganisation IRO (International Rescue Dog Organisation) handelt es sich um eine eingetragene Gesellschaft ohne Gewinnzweck, die 1993 gegründet wurde. Die Mitglieder der IRO sind 110 nationale Organisationen in 38 Ländern der Welt (wie AKUT in der Türkei).

Die erklärte Zielsetzung der IRO ist das Retten von Menschenleben durch Teams hochausgebildeter Rettungshunde.

Die IRO-Rettungshundeteams werden für internationale Einsätze ins Ausland geschickt. Dies erfolgt in loser Zusammenarbeit mit den beiden UN-Organisationen OCHA (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs / Büro der Vereinten Nationen zur Koordinierung der humanitären Hilfe) und INSARAG (International Search and Rescue Advisory Group). Die internationalen Einsätze finden stets zusammen mit anderen zertifizierten Such- und Rettungsteams statt.


Paul Cech
IRO-Press
Fotos: AKUT/IRO